Elisabeth Frei

Elisabeth Frei ist eine Künstlerin, die ihrem Namen die volle Ehre erteilt. Sie schenkt ihren suchenden Betrachtern Rosen und Brot für die Herzen und hungernden Kunst-Seelen; außerdem befreit sie sich selbst und wiederum den/die frei Staunende/n immer wieder neu aus gewohnten, von den Massenmedien genährten Meinungen.

Vertiefen Sie sich in die hier präsentierten Unikate sowie auf Elisabeths Website und befreien Sie Ihre eigenen Denkmuster in neue Dimensionen …

 

 

Biografie

1969 geboren in Sterzing (Südtirol/Italien)

1985-1990 Besuch der Kunstschule in St.Ulrich Gröden

1991-1996 Kunsterzieherin an Südtiroler Schulen

Seit 1996 eigenes Atelier in Lajen/Südtirol

Ausstellungen und Nominierungen

2023 Nackte Tatsachen Galerie Kompatscher, Brixen

2021 50x50x50 – Franzensfeste 2021

2021 Lock_down, Klausen

2020 In times of[f]… Galerie Kompatscher, Brixen (Wanderausstellung)

2019 Einzelausstellung Ecce musca – Raum 3000 – Bruneck

2018 Kunstpreis Wesseling, Nominierung, Köln

2018 Kulturmeile Gufidaun

2017 Leopold Museum, Wien

2016 Gewonnene Jahre, Frauenmuseum Meran

u.v.m.

In times of[f] - Wanderausstellung

„Ecce Musca“. Eine Erkundung zwischen Fliege und Mensch. Ausstellung von Arbeiten von Elisabeth Frei bei „Variatio“, Raum 3000, Bruneck, 8. 11. 2019 (Text: Hans Heiss)

Elisabeth Frei, die in dieser Ausstellung das Sujet „Fliege“ aufgreift, hat Gespür für ungewöhnliche Zugänge und Herangehensweisen. Wer sie im Atelier und in ihren Arbeitsräumen in der Lajener Handwerkerzone besucht, begegnet einer Porträtserie besonderer Art: Man blickt auf eine Galerie von Menschenbildern, von großformatigen kolorierten Zeichnungen mit unverkennbaren Persönlichkeiten aus Lajen und Umgebung: Einfache Menschen, Ältere, Männer und Frauen, die aber eine gemeinsame Perspektive aufweisen: Sie sind von der Rückenansicht her dargestellt und wenden den Betrachtenden die Kehrseite zu. Dennoch vermeint man Charakter und Persönlichkeit deutlich zu erkennen, da diese eindrücklich lesbar erscheinen: In Körperhaltung und Kleidung, aus Blickrichtung und Pose. Darin zeigt sich ein besonderes Talent von Elisabeth: Aus ungewöhnlichen Perspektiven vertiefende Erkenntnisse zu gewinnen, etwa aus der Einsicht, wie sehr menschliche Charakterzüge längst nicht nur aus Gesichtern ablesbar, sondern auch in unsere Körperlichkeit eingeschrieben sind. Dies hat mich an der Künstlerin neben ihrem künstlerischen Format auch spontan beeindruckt: Ihr Mut, Perspektiven zu drehen, ihr Vertrauen auf die eigene Sichtweise und ihre Fähigkeit, ein Thema mit künstlerisch virtuosen wie originellen Mitteln intensiv, dabei aber sozusagen spiegelverkehrt zu durchdringen.

Genau diese Öffnung der Perspektiven bietet die Ausstellung bei Variatio in Bruneck: „Ecce Musca“. Ein ungeliebtes, nur zu gerne ignoriertes Sujet wie die Fliege dient Elisabeth Frei dazu, um nicht nur den Kosmos der Fliege selbst zu erschließen, sondern auch ihre Beziehung zum Menschen neu auszuloten. Mehr noch: ihre künstlerische Auseinandersetzung mit Fliegen stellt grundsätzliche Fragen an unser Menschsein, an die conditio humana, die in ihren künstlerischen Antworten nicht durchwegs gemütlich ausfallen.

Der Ausgangspunkt für den Musca-Zyklus war, so etwa vor einem Jahr, das Entdecken einer toten Fliege auf der heimischen Waschmaschine. Das Insekt wurde aber nicht in den Müll gekippt, sondern in Blattgold gefasst, verwahrt und blieb zum Erstaunen der Künstlerin äußerlich unverändert.

Elisabeth Frei befasste sich dann näher mit der Welt der Fliegen, mit ihren biologischen Voraussetzungen, ihrem Umfeld wie mit der Aura, die sie in vielen Kulturen umgibt. Ihr ungemein feines Sensorium ermöglicht der Fliege das Orten von Geruchsspuren auch in kleinsten Duftkomponenten

Den Aktzeichnungen in spannungsvollen wie gelassenen Posen sind die Darstellungen von Fliegen unterlegt, deren gerundeter Körperbau in Übergröße sich in der Unterlage beinahe verspielt an die menschliche Überlagerung einfügt. Durch die überlagernden Körper schimmert das farbige Fliegen-Auge hindurch, als untergründiges Glühen, das gleichsam im Stand-By-Modus Vitalität signalisiert. Bei näherem Hinsehen zeigt sich aber, wie Mensch und Fliege in eins verschmelzen, so dass das biblische „Ecce Homo“ (etwa: „Siehe, ein Mensch!“) aus der Frei-Perspektive in ein fasziniertes „Ecce Musca“ überwechselt. Man weiß nicht, ob beide Kreaturen noch getrennt oder bereits verschmolzen sind – zu einem neuen Wesen, das ein wenig Erschrecken weckt und dennoch fasziniert.

Mit „Ecce Musca“ demonstriert Elisabeth Frei wieder ihren bewährten Mut für Ungewöhnliches. Motiv und Form sind nur auf den ersten Blick von banaler Gewöhnlichkeit. In Wahrheit aber wirft ihre Arbeit die Frage auf, ob der humanen Spezies wirklich so hoher Rang in der Schöpfung zukommt, wie ihr nach wie vor zugeschrieben wird.

Elisabeth Frei richtet mit „Ecca Musca“ an uns das Angebot, uns zu begreifen als Teil eines Kosmos, in dem auch das Nichtige seinen Wert hat. In dem man Fliegen nicht lieben muss, aber sehr wohl lernen kann, dass in der Natur das Kleinste oft genug hohen Stellenwert einnimmt und Beachtung verdient.